Der Markt rund um den Hund wächst ständig, immer mehr Anbieter stellen neues Futter und Futterzusätze, sowie Produkte rund um die Tiergesundheit vor. Ein fast undurchsichtiger Dschungel für Tierbesitzer, die vor den Regalen der Discounter oder des Tierfachhandel stehen und die Qual der Wahl haben. Zwei Institutionen haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Verbraucher zu informieren. Doch wie funktioniert der Warentest, was wird unter die Lupe genommen und wie verlässlich sind die Informationen? CITY DOG hat Stiftung Warentest und Öko-Test auf den Prüfstand gestellt.
Wer steckt hinter der Stiftung Warentest?
Die Stiftung Warentest wurde am 4. Dezember 1964 durch die Bundesrepublik Deutschland als Stiftung des bürgerlichen Rechts errichtet. Sie hat ihren Sitz in Berlin. Als Verbraucherschutzorganisation agiert sie im staatlichen Auftrag und wird mit staatlichen Mitteln gefördert. Eine der ersten Testpersonen waren zwei Hausfrauen mit Stabmixern. Seitdem untersuchte Stiftung Warentest mehr als 80.000 Produkte, unter anderem auch Produkte aus dem Hundebedarf.
Werbung und Promotion sind mittlerweile alltäglich geworden. Die Verbraucher werden durch Marketingstrategien gezielt geführt. Sei es durch das Internet, Anzeigen in Zeitungen und Magazinen, TV-Spots oder Radiobeiträgen – letztendlich führt es immer dazu, den Menschen zu erreichen. Im Hundefuttermarkt ist dies nicht anders als im Waschmittelsegment. Trotzdem möchte der Konsument wissen, was er kauft und worauf er sich wirklich einlässt. Und hier will Stiftung Warentest für Aufklärung sorgen. Sie testet Produkte, viele Produkte und vergleicht sie miteinander. Ziel ist es, zu einer verbesserten Marktransparenz beizutragen. Den Nutz- und Gebrauchswert sowie die Umweltverträglichkeit von Waren und Dienstleistungen objektiv darzustellen, schreibt sich die Stiftung Warentest auf die Fahne.
So werden die Testobjekte ausgewählt
Der Vorstand der Stiftung schlägt einem Beirat, bestehend aus Verbraucherschützern, Wirtschaftsvertretern und Sachverständigen, eine Liste mit Testvorhaben vor. Anregungen für die Auswahl stammen aus der eigenen Marktforschung, den Verbraucherberatungsstellen und Mitarbeitern der Stiftung. Das Kuratorium entscheidet, ob und was getestet werden soll. Die Planung und Durchführung bedarf eines längeren Zeitraumes, wodurch die Gefahr besteht, dass die getesteten Waren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits nicht mehr oder in einer anderen Qualität verkauft werden. Ungefähr 32 Produkte, von großen Herstellern bis zu regionalen Unternehmen, mit hinlänglicher Marktbedeutung, kommen in den Test. Nun bestimmt das Kuratorium, welche Kriterien geprüft werden sollen. Dabei geht es meistens um einen Aspekt, wie Material, Technik, Nutzungsart, Preiskategorie oder die Deklaration des Produktes.
Der Ablauf der technischen Testphase
Zuerst wird ein Prüfprogramm festgelegt, in dem die zu untersuchenden Eigenschaften der Produkte und der zu anwendenden Prüfmethoden bestimmt werden. Manche bestehende Prüfnormen werden übernommen, gilt dies nicht, nutzt die Stiftung eigene Methoden. Sie werden dem Fachbeirat, der aus Vertretern von Verbrauchern, Hersteller und Handel besteht, sowie den Herstellern der zu testenden Produkte vorgelegt. Dadurch sollen Mängel im Prüfprogramm verhindert werden. Der Vorstand der Stiftung beschließt das Programm und vergibt den Auftrag an ein externes, unabhängiges und fachkundiges Testinstitut. Die Gutachten dauern zwischen ein und sechs Monaten. Die Ergebnisse werden von einem Prüfleiter der Stiftung ausgewertet und die Veröffentlichung mit den zuständigen Redakteuren beschlossen.
Bewertungen von sehr gut bis mangelhaft
Die wissenschaftlichen Tests bleiben eine geheime Rezeptur der Stiftung Warentest. Der Verbraucher erfährt in den Veröffentlichungen, wie beispielsweise in einem Hunde-Trockenfutter-Test welche und warum bestimmte Zutaten, wie beispielsweise Tiermehl nicht enthalten sein dürfen. In dem Artikel wird knapp und anhand einzelner Punkte dargestellt, warum die eine Marke ein gut, die andere ein mangelhaft erhält. Im anschließenden Testurteil gibt eine Tabelle Übersicht über Angaben, wie Gewicht, Preis, Tagesration, ernährungsphysiologischer und mikrobiologischer Qualität und wie das Produkt im Endergebnis abgeschnitten hat. In dem besagten Trockenfutter-Test wurden neunzehn Produkte von bekannten Herstellern sowie Billigprodukten von Discountern gestestet. Der Verbraucher freut sich, wenn letztere Waren eine sehr gute Bewertung erhalten, und er
dafür nicht so tief in die Tasche greifen muss. Sehr zum Ärger der renommierten Unternehmen. Besondere Verwirrung stiften die Ergebnisse im BARF-Sortiment. Hier werden die Verbraucher regelmäßig mit Aussagen über Keime, etc. verunsichert.
Wie arbeitet ÖKO-TEST?
Ebenso im Sinne des Verbrauchers agiert der Öko-Test. Er ist eine Aktiengesellschaft, die heute zu rund 65 % im Besitz von der Deutsche Druck und Verlagsgesellschaft DDVG steht, die wiederum eine Medienholding der SPD ist. ÖKO-TEST möchte mehr Wert auf die Prüfung der Inhalts- und vor allem Schadstoffe legen. Einmal wöchentlich kommen Redaktionsleitung, Redakteure und die Verbraucherberatung zusammen, um die Themen und Tests der kommenden Hefte zu besprechen. Viele Faktoren müssen für die Planung berücksichtigt werden. Auch die Jahreszeiten und aktuellen Ereignisse, wie beispielsweise die Lebensmittelskandale diesen Jahres, spielen eine wichtige Rolle.
Aktuell und zeitgemäß sollen die Themen sein
Während der Recherche über den aktuellen Forschungsstand, Gespräche mit unabhängigen Experten und Wissenschaftler zeigt sich, welche Parameter bei der Produkttestung wichtig sind. Anders als bei Stiftung Warentest werden beim Einkauf der Waren keine einzelnen Stichproben genommen. „Wir gehen nie für nur einen Test los, sondern für mindestens fünf bis sechs Tests parallel“, erklärt Ingrid Pohl, Leiterin der Abteilung.
Test und Ergebnisse von ÖKO-TEST
ÖKO-TEST testet nicht selbst, sondern schickt die Produkte zur Analyse in unabhängige Labore. Diese schicken die Testergebnisse in Form von Rohdaten, also ohne jegliche Beurteilung an die Redaktion. Diese Daten liegen in Mengenangaben, zum Beispiel in Mikrogramm oder Milligramm vor. Die Bewertung der Messergebnisse, das heißt die Bewertung der Produkte, müssen die Redakteure aufgrund ihrer Schadstoffrecherche vornehmen. Sie vergeben dabei Noten von eins bis sechs. In der Tabelle, die im ÖKO-TEST Ratgeber veröffentlicht wird, ist genau nachzulesen, in welche Konzentration welcher Schaddstoff vorhanden ist. Die Beschreibungen sind sehr ausführlich dargestellt.
Mehr Service für den Tierhalter
In dem Sonderheft ÖKO-TEST KOMPAKT Haustiere dreht sich alles um Hund, Katze & Co. Neben den Tests gibt es viele Informationen und Themen rund um Anschaffung, Haltung, Erziehung oder Gesundheit. Wird beispielsweise ein Premium-Nassfutter, sowie Diät- und Lightfutter unter die Lupe genommen, erfährt der Leser alle wichtigen Dinge, rund um die Ernährung, welche Aufgaben die Inhaltsstoffe wie Eiweiß oder Kohlenhydrate haben. Interviews mit Experten aus der Industrie oder der Medizin runden die Beiträge ab. Der Test an sich ist sehr übersichtlich dargestellt, alle Inhalts- und Schadstoffe sind nochmals ausführlich beschrieben. Keine einfache Kost für den Leser, doch wer genauestens informiert werden will, ist mit ÖKO-TEST gut bedient.
Unterscheidung der Produkttester
Stiftung Warentest ist eine private Stiftung ist, die sich, ebenso wie ÖKO-TEST von dem Verkauf der Produkte, also der Zeitschriften und Veröffentlichungen, finanziert. Jedoch muss die Stiftung anzeigenfrei arbeiten, um eine Neutralität zu gewährleisten. Anstelle dessen erhält sie staatliche Zuschüsse. Anders ÖKO-TEST, der sich komplett selbst
wirtschaftlich tragen muss. Die Einnahmen resultieren aus Anzeigengeschäft und dem Verkauf der Magazine. Während die Stiftung Warentest eher die Sensorik der Produkte beurteilt, kommt es ÖKO-TEST mehr auf die Inhaltsstoffe und deren Wirksamkeit an.
Die Macht der Warentests
Welche Auswirkungen haben diese Tests nun für den Endverbraucher? Beide Warentests haben als Ziel den Käufer aufzuklären und ihm eine Kaufsicherheit zu geben. Dies trifft sicher zu, wenn der Verbraucher auch bereit ist, sich mit dem gesamten Test auseinanderzusetzen. Doch viele achten lediglich auf die Endnote. Michael Specht von ANIBIO stellt energetisierenden Parasitenschutz und Nahrungsergänzungsmittel her. Sie sind frei von Chemie, ohne synthetische Zusatzstoffe. Sein Tic-Clip, eine Plakette die der Hund am Halsband trägt, wurde 2003 von Stiftung Warentest geprüft. Das Ergebnis mangelhaft. „Sogar Hokuspokus wurde mir dort vorgeworfen“, so Specht. Die Kunden reagierten mit Unsicherheit. „So etwas kann ein Unternehmen sehr schädigen. Ich musste meinen Käufern erklären, dass nicht die Wirkung, sondern lediglich die Inhaltsstoffe getestet werden. Energetisierung ist nicht messbar“, so der Unternehmer. Er fragte bei Stiftung Warentest nach, wollte wissen, wie sie denn getestet haben. Doch er bekam keine Auskunft.
Testergebnisse werden oft kritisiert
Lebensmitteltechnikern bekannter Hersteller stehen bei den Testergebnissen von Stiftung Warentest regelmäßig die Haare zu Berge. Ein Prokurist eines mittelständigen Unternehmens bringt es auf den Punkt: „Mit einer einzigen Probe kann kein Urteil getroffen werden. Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen. Eine Aussage, ob ein Hundefutter hervorragend oder schlecht ist, kann nicht ausschließlich über eine Laboranalyse erfolgen.“ Zudem kritisiert er, dass keine Fütterungstests an Hunden durchgeführt werden. „Das was jedes anständige Unternehmen übrigens tut, denn die Vierbeiner sind die besten Parameter dafür, ob ein Futter verträglich ist oder nicht.“ Grundsätzlich gibt es keinen Durchschnittshund, worauf jedoch die Testparameter ausgerichtet sind. Die Ernährungsbedürfnisse sind individuell, so wie es auch die Tiere sind. Aus diesem Grund forschen und entwickeln zahlreiche Unternehmen auf dem Gebiet Ernährung immer weiter, um jeden Bedarf von großen und kleinen Pfoten abzudecken.
Unser Fazit zum Warentest
Der Verbraucher sollte sich auf keinen Fall blind auf die Testergebnisse verlassen oder ihnen bedingungslos Glauben schenken. Besser ist es, genau zu prüfen, was unter die Lupe genommen wurde und wie der Test durchgeführt wurde. Und es muss auch die berchtigte Frage erlaubt sein, wie es sein kann dass Billigprodukte regelmäßig besser abschneiden, als beispielsweise Futter aus hochwertigen Rohstoffen und schonenden Herstellungsverfahren. Suzanne Eichel