Mücken, Zecken und Flöhe: altbekannte Störenfriede, die Hund und Mensch jetzt auf dem Weg durchs Grüne begleiten. Doch es sitzen noch andere kleine Tierchen auf den Halmen, die zum Erröten und zu blanken Nerven führen können.
Heu-, Ernte-, Gras-, Herbst-, Herbstgras-, Herbstlaub- und Stachelbeermilbe – oder auch Berg- oder Birkenlaus. Neotrombicula autumnalis nennen sie die Wissenschaftler. Das kleine Wesen, das unseren Haustieren nun des Öfteren einen Besuch abstattet, trägt viele Namen. Sein Markenzeichen ist der Juckreiz, den es verursacht. Und der hat, wie sein Verursacher, ebenfalls viele Bezeichnungen, von Trombidiose oder Trombikulose über Erntekrätze, Stachelbeerkrankheit, Augustpotzen, Sommerfrieseln und Stoppelblattern bis hin zu Beiß oder Beiße. Doch wer und was verbirgt sich hinter diesen klangvollen Hauterscheinungen?
Ein Spinnentier mit viel Hunger
Es ist ein kleines Spinnentierchen, das seine Eier, aus denen Larven schlüpfen, in den Boden legt. Die Larven sind nur ungefähr 0,2 Millimeter groß, orangerot und ernähren sich im Gegensatz zu ihren älteren Pendants parasitisch. Haben sie sich vollgesogen, nehmen sie eine blassgelbe Farbe an, sind drei Mal so groß wie zuvor und verschwinden im Boden, wo sie sich bis zu zehn Zentimeter tief einbuddeln. Dort finden die weiteren Entwicklungsprozesse statt, erst zu Nymphen, dann zu den geschlechtstreifen Imagos. Die stechende Larve ist im Frühjahr, Sommer und Herbst unterwegs, mit einem Hauptaufkommen von Mitte Juli bis Ende Oktober. Die Herbstgrasmilbe lebt typischerweise in Gärten, Äckern, Wiesen und am Waldesrand, meidet dabei aber Staunässe und die Nähe von Gewässern. Bei Temperaturen ab 10°C wird sie aktiv, dann klettert sie auf Gräser und Sträucher und sammelt sich mit zahlreichen ihrer Artgenossen am höchsten Punkt. Dadurch sind an einzelnen Stellen meist viele Milben zu finden, selten aber weiter als 30 Zentimeter vom Boden entfernt. Hunde, Katzen, Mäuse oder auch Weidetiere sind eine attraktive Beute. Es kommt auch vor, dass sie auf den Menschen übergehen, obwohl der eigentlich kein passender Wirt ist. Allerdings: Wählerisch sind sie nicht.
Milben lösen schlimmen Juckreiz aus
Die gute Nachricht: Es ist nicht bekannt, dass die Herbstgrasmilbe bei uns Krankheitserreger überträgt. Die schlechte Nachricht: Es juckt. Und zwar beträchtlich. Sticht die Larve zu, gibt sie ein Sekret ab, das das Hautgewebe an der Stelle auflöst, damit es zusammen mit etwas Lymphflüssigkeit eingesaugt werden kann. Blut trinkt sie nicht, aber es kommt um den Einstich herum zu Rötungen und Schwellungen. Der Juckreiz setzt erst einige Zeit später ein und kann Menschen und Hunden, die sensibel auf den Milbenspeichel reagieren, den Schlaf rauben. Der Zweibeiner ist etwas besser dran, denn er wird nicht länger als sechs bis acht Stunden belagert. Anschließend lässt das Tierchen ab und verschwindet klammheimlich. Bei den Vierbeinern saugt es deutlich länger, teilweise bis zu sechs Tagen. Damit steigen immerhin auch die Chancen, die Übeltäter zu finden. Im Fell des Hundes sind sie kaum auszumachen. Der Halter nimmt dafür einen Flohkamm, durchforstet damit das dicke Haar und schüttelt ihn auf einem weißen Stück Papier aus. Er sollte unbedingt auch die Innenseite der Ohren kontrollieren.
Die richtige Prophylaxe gegen den Parasiten
Am wohlsten fühlt sich die Milbenlarve bei Temperaturen zwischen 25 und 30°C. Mit frühen oder späten Spaziergängen fern vom hohen Gras werden Begegnungen unwahrscheinlicher. Nach einem Ausflug hilft duschen, um die Plagegeister schnell wieder loszuwerden. Alternativ dem Hund Pfoten und Bauch mit klarem Wasser spülen. Kratzt, knabbert, leckt, schubbert und wälzt sich der Vierbeiner permanent, dann sollte ein Tierarzt aufgesucht werden, der Bello entsprechend behandeln und gegen mögliche Infektionen vorsorgen kann. Und auch der Mensch sollte sich bei heftigem Juckreiz ein Mittel von seinem Hausarzt verschreiben lassen. Zuhause bitte alle Decken und Liegeplätze gründlich reinigen. Der Handel bietet zur Vorbeugung spezielle Präparate und Spot-on´s an, die Milben abschrecken sollen. Stefanie Maaß