Epilepsie ist die Nummer eins unter den chronischen neurologischen Defiziten bei Hunden. Doch ist das für eine Krankheit, deren Name schon bei vielen Haltern mit Angst und Schrecken verbunden ist? Frisch zum Jahresbeginn startet die neue Sprechstunde „Epilepsie behandeln bei Hunden und Katzen“ der Medizinischen Kleintierklinik an der LMU in München.
Im Vordergrund steht die intensive Beratung des Tierbesitzers rund um die Epilepsie und die lebenslange Begleitung der Patienten. Eine Reihe spezialisierter
weiterführender Untersuchungen stehen zur Verfügung, um die Ursache der Epilepsie
möglichst genau zu erfassen. Die neu eingerichtete Sprechstunde versteht sich als
ergänzendes Angebot zur kontinuierlichen veterinärmedizinischen Betreuung durch die
Haustierärzte.
Die Ursache der Krankheit
Als Ursache von Epilepsie wird ein Ungleichgewicht von hemmenden und erregenden Botenstoffen an den Nervenzellen des Gehirns vermutet. Diese Imbalance führt zu unkontrollierten Einzelentladungen innerhalb der Hirnströme, die sich dann im Krampfanfall äußern. Es tritt augenblicklich eine vollständige Beeinträchtigung des Bewusstseins, der motorischen, sensorischen und autonomen Funktionen auf. Neben starken Krämpfen und rudernden Beinbewegungen sind auch unkontrollierter Kot- und Harnabsatz möglich. Nach dem Anfall ist das Tier oft desorientiert, erschöpft, hungrig und durstig. Dieser gestörte Zustand kann von einigen Minuten bis zu mehreren Stunden anhalten. Der schockierende Anblick des geliebten Tieres ist für die Betroffenen eine furchtbare Situation und schwer einschätzbar.
Die Formen der Epilepsie
Klassifiziert wird die Epilepsie je nach ihrer ursächlichen Entstehung in drei Formen: Die idiopathische, symptomatische und kryptogene Epilepsie. Die idiopathische oder auch primäre Epilepsie ist die häufigste Art. Dabei zeigt das Tier sich neurologisch völlig unauffällig. Blut- und Leberparameter sind im Normalbereich und alle Organe des Tieres komplett gesund. Sie betrifft ausschließlich Tiere, die ihre ersten Anfälle in einem Alter von einem bis fünf Jahren erleiden. Die Diagnose wird somit über das Alter und eine fundierte neurologische sowie allgemeine Untersuchung gestellt. Blutbild, Blutchemie und Leberwerte werden parallel bestimmt.
Die zweite Art von Epilepsie ist die sogenannte symptomatische Form. Die Ursache der Krampfanfälle liegt in einem intrazerebralen Geschehen. Dies kann beispielsweise ein Hirntumor, eine Blutung oder eine Hirnentzündung sein. Sie wird durch eine neurologische Untersuchung diagnostiziert. Die dritte und letzte Form der Epilepsie ist die reaktive Form. Das sind Krampfanfälle, die durch Störungen, die außerhalb des Gehirns liegen, ausgelöst werden. Das können Stoffwechsel-, Schilddrüsen-, Leber- oder sonstige Organerkrankungen sein. Auch Vergiftungen oder hormonelle Störungen sowie anderweitige körperliche Leiden können die Ursache sein.
Beratung in der Online-Sprechstunde
Im Rahmen dieser neuen Sprechstunde „Epilepsie behandeln bei Hunden und Katzen“
können Tiere, deren Symptome auf die Krankheit Epilepsie hinweisen, den Spezialisten im
Fachgebiet Neurologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München unter der Leitung
von Prof. Dr. Andrea Fischer vorgestellt werden. Für betroffene Tierbesitzer ist es ganz
entscheidend, einen kompetenten Ansprechpartner zu haben, der die Therapie begleitet und
auch in Notfallsituationen erreichbar ist. „Epilepsie ist die Nummer eins unter den chronischen neurologischen Erkrankungen bei Hunden“, sagt Prof. Fischer. “ Besonders die
idiopathische Epilepsie stellt für die Tierbesitzer eine große Belastung dar, weil dies eine
lebenslange Erkrankung ist. Sie ist zwar nicht heilbar, dennoch können die meisten Tiere mit einer gut eingestellten Therapie ein gesundes und glückliches Leben führen.“
Wie soll sich der Tierbesitzer verhalten?
Wenn es zu einem Anfall kommt, sollten Halter ihren Hund vor Unfällen oder Verletzungen
schützen. Viele Anfälle hören nach kurzer Zeit, ungefähr nach ein bis zwei Minuten, wieder
von alleine auf. Dauert der Anfall länger an, kann er auch schon zu Hause durch geeignete
Medikamente unterbrochen werden. Bei Hunden mit schwer behandelbarer Epilepsie ist ein
erfolgversprechender zusätzlicher Therapieansatz die begleitende Futterumstellung auf ein
mit mittelkettigen Fettsäuren (MKT) angereichertes Futter. Eine kontrollierte Studie des
Royal Veterinary College London unter der Leitung von Prof. Holger Volk in Kooperation mit
der innovativen Futtermittelfirma PURINA hat gezeigt, dass ein mit MKT angereichertes
Futter die Anfallsfrequenz bei Hunden mit idiopathischer Epilepsie deutlich reduzieren kann.
Kompetente Langzeitbetreuung
Zusätzlich zu einem persönlichen Termin an der Medizinischen Kleintierklinik, der
Untersuchung der Ursachen für die Epilepsie sowie der Verschreibung von Medikamenten,
führen Tierbesitzer ein Anfallstagebuch, in dem sie alle Erfahrungen rund um das „Heavy Metal-Konzert“ im Hundekörper dokumentieren und das sie bei weiteren Terminen mit den Spezialisten um Prof. Andrea Fischer besprechen. Die frühzeitige adäquate Therapie und die Langzeitbetreuung sind besonders wichtig für den Therapieerfolg.
Sprechstunde „Epilepsie behandeln bei Hunden und Katzen“
Terminvereinbarung per E-Mail unter: info@medizinische-kleintierklinik.de
Dr. med. vet. Stefanie Dörfelt
Prof. Dr. med. vet. Andrea Fischer
Medizinische Kleintierklinik am Zentrum für klinische Tiermedizin
Ludwig-Maximilians-Universität München
Veterinärstr. 13
80539 München
http://www.med.vetmed.uni-muenchen.de