Mensch und Hund altern unterschiedlich – so viel ist klar. Bislang wurde das Alter eines Hundes allerdings über eine einfache Formel mit dem des Menschen verglichen: Sieben Menschenjahre entsprachen einem Hundejahr. Jetzt aber gibt es neue Erkenntnisse.
Nun ja, etwas verwunderlich war das schon immer. Demnach wäre eine Hünding mit nicht einmal sieben Menschenjahren geschlechtsreif gewesen, hätte Mutter werden können. Ein Forscherteam an der Medizinischen Fakultät der Universität von Kalifornien in San Diego hat den Alterungsprozess der Vierbeiner jetzt sehr viel genauer untersucht.
Grundlage ihrer Untersuchungen war die verblüffende Entdeckung des Humangenetikers und Biostatistikers Steve Horvath von 2013. Er sammelte und analysierte die Daten von mehr als 13 000 menschlichen Gewebeproben und fand heraus, dass sich an fast jeder Zelle erkennen lässt, wie alt wir sind – und zwar auf Monate genau. Eine biologische Uhr, die andere Wissenschaftler der Universität nun bei den Vierbeinern abgelesen haben. Obwohl sie ganz unterschiedlich lange leben – ein Deutscher Schäferhund kann neun bis 13 Jahre alt werden, ein Chihuahua hingegen zwölf bis 20 Jahre – weisen alle Hunde ähnliche entwicklungsbezogene, physiologische und pathologische Entwicklungsstadien auf.
Die Forscher konzentrierten sich deshalb auf eine einzige Rasse: den Labrador-Retriever. Sie scannten DNA-Muster von 104 Hunden im Alter von vier Wochen bis 16 Jahren. Ihre Analyse ergab, dass Hunde und Menschen eine ähnliche altersbedingte Modifikation aufweisen. Diese Ähnlichkeiten waren am deutlichsten, wenn die Wissenschaftler junge Zwei- und Vierbeiner oder alte Schnauzen und Senioren betrachteten.
In ihrer Studie, die im „Cell Systems Journal“ veröffentlicht wurde, fanden sie heraus: Bello altert zu Beginn seines Lebens viel schneller als sein Halter. Die neue Formel zur Umrechnung des Hundealters in Menschenalter nutzt eine logarithmische Gleichung, um das Alter zu bestimmen:
Formel: Hundealter in Menschenalter = 16 * ln (Hundealter) + 31
Wer diese Formel anwenden möchte, braucht einen Taschenrechner mit der Taste „ln“ (natürlicher Logarithmus). Demnach entspricht ein sieben Wochen alter Welpe einem Baby mit neun Monaten, da beide gerade anfangen, Milchzähne zu entwickeln. Ein einjähriger Hund wäre mit einem 31 Jahre alten Menschen vergleichbar, ein vier Jahre alter mit einem 53 Jahre alten. Mit neun hätte die Fellnase dann das Menschenalter von 66 Jahren erreicht.
Die durchschnittliche Lebenserwartung von Labrador Retrievern liegt dem Magazin “Spektrum der Wissenschaft“ zufolge zwischen zwölf und 13 Jahren. Dies entspricht unserer weltweiten durchschnittlichen Lebenserwartung von 70 bis 75 Jahren. Das biologische Alter eines 20 Jahre alten kleinen Hundes ist laut den neuen Erkenntnissen eher mit einem 79-jährigen Menschen vergleichbar – und nicht mit einem Methusalem von 140 Jahren.
Hunde haben eine individuelle Lebenserwartung
Die individuelle Lebenserwartung der Hunde hängt von verschiedenen Faktoren ab. Neben den angeborenen, also genetisch angelegten, spielen auch äußere Einflüsse wie eine ausgewogene Ernährung, ausreichende Bewegung und ein ausgeglichenes soziales Umfeld für den Alterungsprozess eine Rolle.
Kleine Rassen haben demnach eine höhere Lebenserwartung als große. Mischlinge werden älter als Rassehunde. Rüden und Hündinnen haben dagegen eine gleich hohe Lebenserwartung.
Kastrierte Hunde leben im Durchschnitt ein Jahr länger als nicht kastrierte Tiere. Vierbeiner, die in ländlichem Umfeld gehalten werden, haben eine höhere Lebenserwartung als Stadthunde. Schlanke Vierbeiner leben länger als solche mit Übergewicht. Jana Krone