Beim Schnüffeln und Buddeln nimmt der Hund unbemerkt Darmparasiten auf. Daher wird vielfach zu einer regelmäßigen Entwurmung geraten. Doch die Chemiekeule ist als vorbeugende Maßnahme umstritten – und das aus gutem Grund.
Hierzulande kommen vor allem Spulwürmer, Hakenwürmer, der Fuchsbandwurm „Echinococcus multilocularis“ und der Hundebandwurm „Echinococcus granulosus“ vor. Sie gelten als Zoonosen, die als Zwischenwirte auch den Menschen befallen können. Die Eier oder Larven werden vom Vierbeiner meistens beim Spazierengehen aufgenommen. Eine Übertragung geschieht beispielsweise beim Schnüffeln am Kot von Artgenossen, beim
Buddeln in der Erde oder beim Fressen von Mäusen.
Die vier wichtigsten Arten der Parasiten
- Am häufigsten leiden Hunde an Spulwürmern, die sich im Darm einnisten. Sie lauern in der Erde oder in infizierten Nagern. Anzeichen für den Befall mit „Toxocara canis“
sind glanzloses, stumpfes Fell, Durchfall, ein aufgeblähter Bauch, Abmagerung trotz guten Fressverhaltens und Lethargie. - Das typische Verhalten, mit dem Hinterteil über den Teppich oder das Gras zu rutschen, deutet ebenso auf einen Bandwurmbefall hin wie Reizungen am After. Dieser Parasit fühlt sich im Dünndarm des Tieres wohl und wird häufig erst beim Ausscheiden von Bandwurmsegmenten, die wiederum Eier enthalten, entdeckt. Eine Übertragung geschieht meist über das Fressen von kleinen Wildtieren oder aber über Flöhe.
- Peitschen- und Hakenwürmer ernähren sich vom Blut des Hundes. Erkrankte Tiere leiden an Durchfall, Anämie und Gewichtsverlust. Auch Schnecken im Garten können zur Gefahr werden und den Vierbeiner mit Lungenwürmern anstecken. Sie verursachen dann Husten und generelles Unwohlsein.
- Am gefährlichsten sind nach wie vor Herzwürmer, deren Larven durch Stechmücken übertragen werden, die in süd- und osteuropäischen Ländern und immer mehr auch in unseren Gefilden vorkommen. Vorsicht ist bei Reisen ins Ausland geboten und bei unbehandelten Vierbeinern aus dem Tierschutz.
Wann Entwurmung sein muss
Wenn ein Befall vorliegt, ist eine Entwurmung mit unterschiedlichen Präparaten, wie beispielsweise einer Kautablette, zwingend notwendig. Sie tötet die Parasiten im Körper zuverlässig ab. Da es unterschiedliche Wurmkuren gibt, muss zunächst genau diagnostiziert
werden, um welchen Schmarotzer es sich handelt. Dafür sind zwei bis drei Kotproben des Hundes notwendig.
Um sich selbst, die Familie und die vierbeinigen Artgenossen in der unmittelbaren Umgebung zu schützen, ist es sinnvoll, dem Neuankömmling aus dem Auslandstierschutz eine Wurmpille zu verabreichen. Nicht jede Tierschutzorganisation ist hier gewissenhaft. Besonders gefährlich sind Spulwürmer für Welpen, die sich damit bereits im Mutterleib und über die Milch infizieren können. Daher sollte der fellige Nachwuchs erstmalig im Alter von zwei Wochen behandelt werden, gleichzeitig mit der säugenden Hündin. Weitere Wurmkuren für das Jungtier folgen in 14-tägigem Abstand bis nach dem Absetzen der Muttermilch.
Die Mythen über die Entwurmung
Um einen langfristigen Schutz vor Darmparasiten zu gewährleisten, heißt es immer wieder, die Wurmkur solle in kurzen Intervallen, beispielsweise alle drei Monate, verabreicht werden. Das ist allerdings ein Trugschluss, denn die Tablette wirkt nachweislich nur 24 Stunden lang. Das ist der Zeitraum, in dem sie zuverlässig Würmer abtötet. Daher ist es logischerweise ein
Mythos, dass die Entwurmung als Prophylaxe dient. Der Hund könnte schon am nächsten Tag neue Eier oder Larven aufnehmen und müsste dann wiederum eine Kur erhalten.
Ebenso unwahr ist die Behauptung, nach der Behandlung wäre der Darm frei von Würmern. Jedes Säugetier beherbergt in seinem Darm eine unterschiedliche Anzahl von Parasiten. Ein intaktes Immunsystem sorgt dafür, dass deren Population von Haus aus gering gehalten wird. Eine regelmäßige Wurmkur schleust allerdings auch alle guten Bewohner sowie die Nährstoffe aus dem Darm heraus, kann der Darmflora schaden, die Magenschleimhaut reizen, zu Durchfall, Lethargie oder Abgeschlagenheit führen. Außerdem entwickeln immer mehr Hunde Resistenzen gegen die Chemiekeule.
Dass Rohfleischfütterung generell zu einem Wurmbefall führt, ist ebenfalls nicht richtig und geradezu irrational. Das Frischfleisch unterliegt regelmäßigen Lebensmittelkontrollen; Eier und Larven der Parasiten werden durch das Einfrieren abgetötet. Eine tadellose Hygiene nach dem Auftauen und die richtige Verarbeitung des Menüs sind natürlich Voraussetzung.
Besser vorbeugen als zu viel entwurmen
Zu einer hilfreichen und umsichtigen Vorsorge zählen das Aufsammeln der tierischen Hinterlassenschaften und regelmäßige Kotuntersuchungen. Bei einem Verdacht sollten diese über einen längeren Zeitraum erfolgen. Als Prophylaxe reicht es aus, alle zwei bis drei
Monate einen Test zu machen. Auch natürliche Mittel dürfen vorbeugend das Futter ergänzen. So ersparen die Halter ihrem Hund die Entwurmungspille. Sollte sie aber dennoch einmal notwendig sein, ist es wichtig, Darm und Immunsystem anschließend wieder aufzubauen.
Suzanne Eichel