Der Jahresausklang bedeutet für viele Hunde Stress. Feuerwerk und Böllerei an Silvester lösen bei zahlreichen Schnauzen pure Angst aus. Sie können weder Knallerei, Blitze, noch Geruch zuordnen und empfinden all dies als unbekannte, nicht definierbare Bedrohung. Wichtig ist jetzt vor allem: Lassen sie ihren besten Freund nicht alleine!
Die physischen Angstreaktionen zeigen sich unter anderem in starkem Hecheln, erhöhter Herzfrequenz, Speichelfluss, Schweißabsonderung über die Pfoten bis hin zum unkontrollierten Absetzen von Kot und Urin. Gegen Geräusche pauschal zu desensibilisieren ist allerdings wenig zielführend. Damit soll zwar erreicht werden, dass sich der Hund dem Reiz gegenüber neutral verhält, also die emotionale Verhaltensreaktion verschwindet oder abgeschwächt wird, ist aber nur sinnvoll, wenn das Geräusch eindeutig identifizierbar ist.
Problematisch wird es, wenn der Vierbeiner dieses mit einem traumatischen Erlebnis verknüpft hat und es durch die bewusste Konfrontation zu einer Verschlimmerung seines Verhaltens kommt. Ebenso kontraproduktiv ist es einen kranken oder alten Hund zu desensibilisieren. Insbesondere, wenn der Stressspiegel sehr hoch ist, er in Panik verfallen könnte oder der Lärm ihm sogar Schmerzen bereitet.
1. Rechtzeitig Gassi gehen
Ein Hund mit akuter Angst ist wie gelähmt und kaum ansprechbar. Im schlimmsten Fall kann er bei den ungewohnten Geräuschen regelrechte Panikattacken entwickeln. Grundsätzlich sollten Frauchen und Herrchen an diesen besonderen Tagen kein Risiko eingehen und ihren besten Freund auf den Spaziergängen anleinen, auch wenn er kein ängstliches Verhalten zeigt. Es sind besondere Situationen, die sogar coole Felle so erschrecken können, dass sie kopflos das Weite suchen.
Die beste Zeit zum Gassigehen ist der Vormittag und der frühe Nachmittag. Möglichst in ruhigen Gebieten, am besten natürlich im Wald, und schön lange. Dann können Bello & Co. nochmal tief durchatmen und sich müde laufen. Eine letzte, kurze Pipirunde am Abend vor 20 Uhr ist ebenfalls sinnvoll.
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2. Angstauslösende Reize dämpen
An Silvesterabend sollten alle Reize von draußen abgeschirmt werden. Das bedeutet, Vorhänge zuziehen, Rollläden runterlassen und den Fernseher oder Musik anstellen. Im Haus oder einer größeren Wohnung ist es sinnvoll einen Rückzugsraum zu wählen und den so gemütlich wie möglich zu gestalten.
Manche Fellnasen möchten sich am liebsten verkriechen. Eine Box oder eine Decke über dem Körbchen gibt ihnen einen sicheren Rückzugsort. Andere brauchen die Aufmerksamkeit ihrer Menschen. Sucht der Hund lieber die Nähe seines Besitzers, ist das völlig okay, denn Streicheleinheiten und beruhigende Worte wirken wie Balsam für seine Seele.
3. Für Entspannung sorgen
Je gelassener der Mensch bleibt, umso behaglicher fühlt sich auch der Vierbeiner – und umgekehrt. Stimmungsübertragung funktioniert in beide Richtungen. Entspannung ist ganz simpel mit bewusster Atmung zu erreichen. Es hilft bereits, dreimal am Tag für fünf Minuten bewusst zu atmen – tief in den Bauch hinein und wieder hinaus. Zur Verstärkung eine Hand auf den Rücken des Hundes legen. Wer mit seinem Liebling dieses Ruheritual ein paar Tage vorher übt, kann ihn damit am Jahresausklang aktiv unterstützen.
Ruhiger Blickkontakt und sanftes Berühren oder Streicheln von Frauchen oder Herrchen schütten das stresssenkende Bindungshormon Oxytocin aus. Wahre Wunder bewirken auch Entspannungsmassagen oder ein gezieltes Streicheln über mindestens 20 Minuten lang, das mit einem ruhigen Markerwort verknüpft wird.
4. Ablenkung ist eine gute Therapie
Wenn draußen die Böllerei losgeht, hat es sich bewährt den Hund durch Schnüffeln oder Spielen abzulenken. Gezielte Nasenarbeit erfordert hohe Konzentration und macht gleichzeitig Spaß. Dafür dürfen jetzt ganz spezielle Leckereien zum Einsatz kommen, die so verführerisch duften, dass Luna oder Sammy ihnen nicht widerstehen können. Auch ein besonderer Kauknochen dient als Beschäftigung. Intensives Kauen hilft oft dabei Stress abzubauen.
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5. Sanfte Beruhigungsmittel einsetzen
Vor pharmazeutischen Beruhigungsmitteln, die den Wirkstoff Acepromazin enthalten, wird eindringlich gewarnt. Sie stellen den Hund zwar ruhig, nehmen ihm aber nicht die Angst. In seinem gedämpften Zustand bekommt er alles um ihn herum mit, ist allerdings nicht mehr in der Lage, eine Reaktion zu zeigen. Lediglich in sehr dringenden Fällen und bei Tieren, die extrem panisch reagieren, kann in Absprache mit dem Tierarzt ein solches Medikament verabreicht werden. Glücklicherweise gibt es natürliche Mittel, die wesentlich angenehmer für die Fellnasen sind.
6. Mit Aromatherapie Ängste mildern
Während ätherische Öle mit ihrer hohen Konzentration für die Vierbeiner weniger geeignet sind, bieten die sanften Hydrolate, die bei der Destillation zur Gewinnung der Öle entstehen, eine adäquate Alternative. Als wahrer Tausendsassa gilt Lavendel, der schmerzstillend, antiseptisch und beruhigend wirkt. Der Kuschelduft Neroli vermittelt Wärme und Geborgenheit. Jasminöl wirkt ähnlich stark wie Valium und bindet sich an denselben Rezeptor im Gehirn wie Benzodiazepin und verschiedene andere Barbiturate. Entsprechend ist die Wirkung extrem beruhigend und angstlösend.
Anhand einer Probe darf der Hund selbst entscheiden, welcher Duft ihm behagt. Dafür etwas Hydrolat auf ein Papiertuch träufeln und ihm mit ein wenig Abstand zum Schnüffeln hinhalten. Weicht er zurück oder dreht den Kopf weg, lieber ein anderes wählen. Einige Tage bevor der Trubel beginnt, sollte der Halter mit der Aromatherapie anfangen und beispielsweise die Liegeplätze des felligen Partners leicht einnebeln. So gewöhnt er sich an den Geruch und verbindet die beruhigende Wirkung mit einem sicheren Platz. Wenn an Silvester die Knallerei und damit die Unruhe beginnt, kann das Hydrolat über den Kopf des Tiers gesprüht werden. Die Prozedur gegebenenfalls ein paar Mal wiederholen.
7. Pheromone beruhigen nachweislich
Pheromone sind chemische Stoffe, die von Tier zu Tier übertragen und über die Nase wahrgenommen werden. Einige diese Botenstoffe wirken beruhigend und kommen als sogennante DAP, Dog Appeasing Pheromone, in Halsbändern oder Zerstäubern zum Einsatz. Das gleiche gilt für GABA-Ersatzmittel(GABA für Gamma-Amino-Buttersäure) wie Baldrian, Passionsblume oder Ginseng. Biologische Mittel, Homöopathie und Bachblüten halten ebenfalls einiges an Unterstützung bereit.Bitte beachten: Um die beste Wirkung zu erzielen, sollte auch ein paar Tage vor dem Ereignis begonnen werden.
Unser Tipp: Pflanzliche Tropfen mit Passionsblume, Weißdorn und Bitterorange. https://www.anibio.de/hunde/ergaenzungsfutter/x-stress
8. Mit CBD zur mehr Gelassenheit
Ein anderer begleitender Ansatz zur Linderung ist das Cannabidiol (CBD), insbesondere, wenn es um das allgemeine Wohlergehen mit Blick auf Stimmung, Entzündungsgeschehen und Merkfähigkeit geht. Es hilft dem Liebling gezielt bei innerer Unruhe, Nervosität oder altersbedingten Beschwerden, die Balance wiederherzustellen. Das Phytocannabinoid Cannabidiol aus der Hanfpflanze wirkt sich unmittelbar auf das körpereigene Endocannabinoid-System aus. Und das ist für ein Gleichgewicht in Körper und Seele mitverantwortlich.
9. Bachblüten und Homöopathie – die Kraft der Natur
Bei einer akuten Stresssituation haben sich Rescue-Tropfen, auch bekannt als Notfalltropfen, bewährt. Mittels einer Pipette können sie direkt in das Maul des Hundes, alternativ auch ins Trinkwasser, zusammen mit einem Stück Käse oder Leberwurst oder aber auf die Pfote oder den Kauknochen gegeben werden.
Angepasst an den Konstitutionstyp des Tieres haben sich die kleinen weißen Kügelchen bestens bewährt. Als Mittel bei Schock oder Panik gilt Aconitum, sehr ängstliche Schnauzen bekommen Phosphorus oder Barium, wenn sie sich bei einem Feuerwerk zitternd verkriechen. Es kommt aber auf die Potenz an, die am besten vorab mit einem Tierheilpraktiker besprochen wird. Er findet auch das richtige Mittel für den Vierbeiner und setzt den Zeitraum der Gabe fest.
Grundsätzlich gilt auch hier: Die beste Wirkung wird nach einer Einnahme von circa zwei Wochen erreicht.
Unser Fazit
Jeder Hund empfindet anders. Folglich sollten die helfenden Maßnahmen individuell gewählt werden. Manchmal lässt sich aber mit bestem Willen und viel Engagement nicht alles wegtherapieren. Eine Auszeit in Gebiete, in denen nicht geböllert werden darf, ist natürlich stets die beste Lösung. Für alle, die zu Hause bleiben gilt: Lassen Sie Ihren Schützling niemals im Regen stehen, sondern bleiben sie an seiner Seite!
Suzanne Eichel