Ein paar Pölsterchen zu viel auf den Rippen oder etwas zu wenig – was macht das schon? Dauerhaft eine ganze Menge, denn sowohl Über- als auch Untergewicht haben gravierende Folgen für die Gesundheit der Vierbeiner. Im ersten Teil geht es um das leidige Thema Adipositas.
Hunde gelten als übergewichtig, wenn ihr Körpergewicht zehn Prozent über ihrem
Idealgewicht liegt. Die Gewichtsveränderungen kleiner Rassen, ob Reduktion oder Zunahme,
bewegen sich nicht selten im Grammbereich, während bei größeren Rassen von einem bis mehreren Kilogramm die Rede sein kann. Je jünger, umso schneller purzeln überflüssige Kilos, bei Senioren sowie Schnauzen mit bestimmten Vorerkrankungen geht’s aber um einiges langsamer.
Der BCS gibt Aufschluss
Der sogenannte Körperkonditionswert (BCS) bewertet den Körperfettanteil des Hundes anhand einer 9-Punkte-Skala. Im Idealfall sollte er zwischen 4 und 5 liegen. Der Muskelkonditionswert (MCS) misst dagegen den Zustand der Muskelmasse. Sie ist entscheidend für die Kraft, Immunfunktion und Wundheilung des Tieres. Dabei wird es vom Schläfenbein über die Schulterblätter bis zu den Lendenwirbeln und Beckenknochen abgetastet. Den meisten ist die vereinfachte Darstellung bekannt: Dabei sollte ein Vierbeiner mit einem gesunden Gewicht von oben eine Taille zeigen und eine dünne Fettschicht auf den Rippen aufweisen.
Wie Adipositas entsteht
Adipositas, medizinisch für Fettleibigkeit, hängt wie ein Damoklesschwert über dem Wohl zahlreicher Hunde, dabei sind sie meist nicht verantwortlich für ihren Zustand. Verursacht wird die Krankheit durch eine zu hohe ernährungsbedingte Energieaufnahme. Den Überschuss wandelt der Körper in Fett um, damit er in Hungerzeiten davon zehren kann. Da es für unsere tierischen Partner aber keine „schlechten Zeiten“ mehr gibt, wird immer mehr Fett eingelagert und der Vierbeiner zu dick.
Die überflüssigen Notreserven, die sich sichtbar an Bauch und Taille zeigen, halten sich hartnäckig. Sie sind ein Zusammenspiel aus verschiedenen organischen, Verhaltens- und Umweltfaktoren. Bei einigen Rassen wie Labrador, Golden Retriever, Dackel, Beagle oder Cocker Spaniel liegt die Tendenz zum Übergewicht schon in den Genen.
Weitere eine Adipositas begünstigende Faktoren sind Kastration sowie hormonelle Erkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion, Morbus Cushing (Überfunktion der Nebenniere) oder Störungen der Geschlechtsdrüsen. Übergewicht ist mittlerweile in der Verhaltenstherapie angekommen: Angst, Depressionen, krankhaftes Fressverhalten oder ein schlechtes Sättigungsgefühl einschließlich der damit einhergehenden Begleiterscheinungen scheinen
immer häufiger die Auslöser zu sein. Nicht selten tragen die Halter ihr Quäntchen dazu bei, sind sie doch für die Wahl des Futters, für die Leckerlis zwischendurch und die konsequente
Einhaltung der Mahlzeiten zuständig. Viel zu oft geht ihre Liebe sprichwörtlich durch den Magen des bestens Freundes und macht dick.
Übergewicht ernst nehmen
Die daraus resultierenden Gesundheitsschäden sind auf Dauer gravierend. Fettzellen vermehren sich nicht nur von außen sichtbar, sondern sie lagern sich auch im Bindegewebe ab. Neben ihrer Funktion als Speicher regulieren sie zudem den Stoffwechsel. Der reagiert auf das permanente „Zuviel“ mit einem erhöhten Blutzucker- und Insulinspiegel und das kann den gefährlichen Diabetes auslösen. Herz- und Kreislauf, die Atemwege, Magen, Darm und Haut des Hundes werden ebenso in Mitleidenschaft gezogen.
Übergewicht führt zu einer chronischen Überbelastung der Gelenke und damit zu Arthrose und Arthritis. Außerdem steigt die Gefahr für Haut- und Krebserkrankungen sowie das Narkoserisiko. Übergewicht ist daher kein optisches Problem, sondern macht den Hund krank, verringert deutlich seine Lebensqualität und Lebenszeit.
Erfolgreich abspecken
FdH, also nur die Hälfte zu füttern, ist keine Lösung und führt auf Dauer nur zu einer Nährstoffunterversorgung. Wichtig ist vor allem: Kauartikel und Belohnungen reduzieren und ein hochwertiges, energiearmes Alleinfuttermittel in der empfohlenen Tagesration füttern. Es gibtspezielle trockene Diät- oder Light-Produkte, bei der Feuchtnahrung kann der Halter auf kohlenhydratreduzierte Sorten oder wahlweise auf Reinfleisch- und Gemüsedosen umsteigen. Barfende Frauchen und Herrchen achten auf weniger Kohlenhydrate und ballaststoffreiches Gemüse.
Abnehmen muss auch Spaß machen
Gleichzeitig hilft ein moderates Sportprogramm. Nur dabei nicht übertreiben, sondern die Bewegung langsam steigern, damit es Bello auch Spaß macht.Je mehr er abnimmt, umso mehr Freude wird er daran haben. Als Faustregel gelten 1,5 Prozent Abnahme pro Woche in Bezug auf das Ausgangsgewicht.
Regelmäßige Mahlzeiten morgens und abends sind ebenfalls hilfreich. Notfalls können es drei kleinere sein, je nach Sättigungs- und Hungergefühl des Vierbeiners. Bleiben Sie bis zum erreichten Ziel bei einer Futtersorte, um den Hund nicht mit neuen Geschmacksreizen abzulenken. Suzanne Eichel