Die Corona-Pandemie hat viele Ängste verursacht, immer wieder war auch die Rede davon, dass der Hund den Virus übertragen könne. Beim COVID-19 ist das nicht der Fall, aber gegenüber folgenden Infektionskrankheiten ist Vorsicht geboten.
Infektionen, die vom Tier auf den Halter übergehen können, werden als Zooanthroponosen, kurz Zoonosen bezeichnet. Dieser Begriff setzt sich aus den Wörtern Zoon (das Tier) und Anthropos (der Mensch) zusammen. Als Krankheitsverursacher kommen Viren, Bakterien, Pilze, Einzeller, Parasiten oder Prionen (tierische Proteine) infrage. Mittlerweile sind über 200 solcher Zoonosen bekannt. Immer häufiger ist der intensive Kontakt zwischen Mensch und Tier für eine Ansteckung verantwortlich. Auch Reisen in südliche Gefilde spielen eine Rolle. Der Vierbeiner steckt sich dort mit Krankheiten an, die in Deutschland nicht vorkommen. Oft werden sie zu spät bemerkt oder erst dann, wenn auch der Halter infiziert ist.
Hohe Gefahr von Tollwut & Fuchsräude
Zu den gefährlichsten Virusinfektionen, die der Hund auf den Menschen übertragen kann, zählt nach wie vor die Tollwut. Auch wenn sie in Europa eingedämmt wurde: Beim Spaziergang im Wald oder am Feldrand kann sich der Vierbeiner an erkrankten Wildtieren, wie zum Beispiel dem Fuchs, infizieren. Durch illegale Hundeimporte oder geschmuggelte Straßentiere ist die Gefahr noch mal größer geworden. Daher sollte die Tollwutimpfung insbesondere für Tiere, die auf dem Land leben, Pflicht sein. Eine Ansteckung verläuft immer tödlich.
Die Fuchsräude, auch Krätze genannt, wird durch den Biss verschiedener Milbenarten verursacht. Die Parasiten graben sich tief in die Haut, legen dort ihre Eier sowie Kot ab und verursachen einen starken Juckreiz, der sich zu einer Infektion ausweiten kann. Normalerweise werden die Milben durch direkten Kontakt übertragen. Sie können aber auch von ihrem Wirt ab und auf den Boden fallen und mehrere Wochen in der Umwelt oder unmittelbaren Umgebung überleben. Bei einer Übertragung leidet der Halter ebenfalls an Hautveränderungen und starkem Juckreiz.
Bakterielle Zoonosen nicht unterschätzen
Die gefährlichste und gefürchtetste Zoonose ist die Leptospirose. Die als „Stuttgarter Hundeseuche“ bekannte Infektion wird durch die Bakteriengruppe der Leptospiren verursacht. Die Gefahr lauert überall, in Pfützen auf dem Gassiweg oder beim Spielen auf der Hundewiese. Der Hund kann sich leicht durch bloßen Schleimhautkontakt über
Augen, Nasen oder Maul infizieren.
Die Übertragung auf den Menschen geschieht schon durch leichte Verletzungen der Haut. Die Leptospiren befallen die Nieren der erkrankten Tiere und lösen nach etwa zwei Wochen Symptome wie Erbrechen, Fieber, Futterverweigerung und allgemeine Schwäche aus.
Im frühen Stadium kann eine Antibiotikagabe helfen. Bei schon vorhandenen Nieren- oder Leberschäden ist diese Therapie jedoch leider häufig ohne Erfolg. Beim Menschen äußert sich die Erkrankung in der ersten Infektionsphase durch grippeähnliche Symptome. Typisch sind Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen. Häufig werden auch Bindehautentzündung, Waden- und Schienbeinschmerzen beobachtet. Innerhalb einer Woche entwickelt sich die gefährliche Infektion weiter und greift Gefäße und Weichteile an. Die schmerzhafte Infektion kann bis zu 30 Tage dauern und zu irreparablen Leberschäden führen. Daher ist es extrem wichtig, den Hund vom Welpenalter an gegen Leptospirose zu impfen und den Schutz jährlich aufzufrischen.
Parasitäre Zoonosen
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Bandwürmer
Beim Herumschnüffeln am Wegesrand oder Wälzen im Kot kann sich der Vierbeiner mit dem Hunde- oder Fuchsbandwurm infizieren. Während Ersterer für Bello eher ungefährlich ist und meist gutartig verläuft, kann eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm tödlich sein.
Gefährlich wird es für Frauchen und Herrchen, wenn sie sich infizieren. Eine Übertragung des Hundebandwurms löst eine zystische Echinokokkose aus, bei der die Larven verschiedene Organe des Menschen befallen und dort Zysten bilden. Notfalls müssen diese operativ entfernt werden.
Der Fuchsbandwurm verursacht eine sogenannte alveoläre Echinokokkose. Die Larven befallen zu fast 90 Prozent die Leber und verursachen dort zahlreiche Bläschen. Schmerzen im Oberbauch, Gelbsucht und Müdigkeit sind klassische Symptome dafür. Bisher ist diese Zoonose für den Menschen nicht als lebensgefährlich eingestuft. Ein Befall mit einem Bandwurm ist allerdings unangenehm, weil er oft spät entdeckt wird. Eine Therapie erfolgt d
urch medikamentöse Behandlung und kann langwierig sein.
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Giardien
Einer Studie zufolge kommen fast 20 Prozent aller Vierbeiner irgendwann in ihrem Leben mit Giardien in Kontakt. Die Darmparasiten befallen den Dünndarm der Tiere und ernähren sich dort von dem Zucker, der mit der Nahrung aufgenommen wird. Sie vermehren sich sehr schnell und sind insbesondere für Welpen und Senioren eine große Gefahr. Je nach Gesundheitszustand des Tieres können schwere Durchfälle auftreten, Abmagerung, Krämpfe, Appetitlosigkeit oder Fieber sind die Folgen. Giardien sind zudem sehr hartnäckig und lassen sich nicht so einfach austreiben, bleiben meist für immer in ihrem Wirt. Neben einer langen und konsequenten Therapie muss auch die Umgebung des Vierbeiners gründlich gereinigt und desinfiziert werden.
Für den Menschen sind die einzelligen Protozoen-Parasiten ebenfalls äußerst unangenehm. Sie verursachen Bauchkrämpfe, Blähungen, Durchfall, Übelkeit oder Abgeschlagenheit. Eine medikamentöse Therapie ist dann notwendig und hilft, die Amöben abzutöten.
Mykologische Zoonosen sind auch übertragbar
Hier ist die Rede von Hautpilzen, winzig kleinen Sporen, die sich auf Haut und Haar des Hundes absetzen. Sie führen zu quälendem Juckreiz, Hautveränderungen, kreisrunden Rötungen oder Haarausfall. Um eine Dermatophytose festzustellen, stehen unterschiedliche Diagnosemethoden zur Verfügung. Mittels der Wood`schen Lampe, die kurzwelliges Schwarz- oder UV-Licht ausstrahlt, sind einige Pilzsporen auszumachen. Zuverlässiger ist das Anlegen einer Pilzkultur und eine mikroskopische Analyse. Auch eine Biopsie oder die Untersuchung der Haarwurzeln ist möglich. Um die mykologischen Zoonosen zu bekämpfen, benötigt der Hund zum einen eine systemische Therapie durch eine spezielle Medikamentengabe. Gleichzeitig muss auch eine lokale Behandlung des gesamten Körpers von außen erfolgen.
Haben Fauchen und Herrchen sich mit einem zoonotischen Hautpilz angesteckt, hilft auch ihnen die Einnahme von Antizymotika in Tablettenform. Sie hemmen das Wachstum der Sporen und töten sie ab. Als bewährtes Hausmittel gelten Essig oder pflanzliche Substanzen wie Lavendel- oder Teebaumöl.
Unser Fazit
Jeder möchte natürlich weiterhin mit seinem Hund kuscheln, aber falsch interpretierte Tierliebe, wie den Hund zu küssen oder gar vom gleichen Teller zu essen, sind ein absolutes No-Go. Der Halter kann die unsichtbare Gefahr weitestgehend eindämmen, indem er, je nach Lebenssituation des Hundes, diesen regelmäßig impfen oder entwurmen lässt, eine konsequente Hygiene von Fress- und Liegeplätzen einhält, ihn keine Dinge von unterwegs oder den Kot anderer Tiere fressen lässt und einfach etwas aufmerksam durch die Welt geht. Denn Zoonosen können sich sogar zu einer Seuche entwickeln. Die bekannteste ist übrigens die Pest. Luzy Petersen