Schmerzen zu zeigen bedeutet für unsere Hunde eine heikle Angelegenheit, denn sie sind für sie ein Zeichen von Schwäche. Deswegen verstecken sie ihre Wehwehchen oft und setzen damit manchmal einen regelrechten Teufelskreis in Gang.

Es zwickt und zwackt im Rücken oder in den Gelenken. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Schmerzen zeigen sich, ähnlich wie bei uns Menschen, auf unterschiedliche Weise und sind immer ein subjektives Empfinden. Auch daher sind sie gerade bei Tieren so schwierig zu erkennen. Grundsätzlich geht es zunächst einmal darum, sie zu unterscheiden: in akuten oder chronischen, physiologischen oder pathologischen Schmerz. Die akute Form entsteht durch einen konkreten Auslöser und stellt eine Art Schutzreaktion des Körpers dar.

Wenn der Schmerz chronisch oder pathologisch wird

Auf erste Signale achten
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Der chronische Verlauf, wie bei einer Arthrose, ist ein dauerhafter Zustand, der oft schleichend beginnt. Nerven, Neuronen und Zellrezeptoren sind permanent davon betroffen, leiten Informationen an das Gehirn weiter und führen in der Folge häufig zu Verhaltensstörungen und einem Schmerzgedächtnis.

Der pathologische Verlauf entsteht beispielsweise durch Entzündungen, die permanent zu einer Reizung der Schmerzrezeptoren führen und das gesamte zentrale Nervensystem beeinflussen. Der Hund leidet nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Physiologische Beschwerden werden durch äußerliche Reize wie Hitze, Kälte oder Druck ausgelöst, sind eine Art Reflex des Körpers, dauern aber normalerweise nur kurz an.

Das Schmerzgedächtnis vergisst nichts

Das Gedächtnis speichert alles
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Die Krux an allem ist das nachtragende Schmerzgedächtnis. Nicht ausreichend behandelte akute Beschwerden, die dann chronisch werden, verändern die Nervenzellen und bauen sie sozusagen um. Das Gehirn erinnert sich noch daran, auch wenn die Ursachen längst behoben sind, und der Hund empfindet einen realen Schmerz an den betroffenen Stellen. Somit wird er weiterhin Vermeidungsstrategien entwerfen, um sie nicht zu belasten. Damit entsteht ein regelrechter Teufelskreis, denn genau dieses Verhalten führt zu weiteren Problemen.

Wie der Hund Schmerzen anzeigt

Humpeln und stakseliger Gang sind klassisch für Schmerzen
©Ines Meier Fotografie

Hunde zeigen anhand ihres Verhaltens, wenn sie ernsthafte Probleme haben. Sie lassen sich vielleicht nicht mehr gerne streicheln,  schmatzen oder schlecken sich bei jeder Berührung. Permanentes Hecheln, Jaulen oder Winseln sind ebenfalls deutliche Anzeichen. Auch bei Unruhe, vermindertem Appetit, Unlust oder Apathie sollte der Halter unbedingt aufhorchen. Benimmt Bello sich plötzlich ängstlich, verändert sich sein Gesichtsausdruck oder zeigt er sogar Aggression gegenüber seiner Bezugsperson oder Artgenossen, dann sind sehr oft Schmerzen die Ursache dafür. Auch das unaufhörliche Beknabbern und Belecken der Gelenke oder der betroffenen Stelle weist darauf hin.

Eindeutige Anzeichen sind eine veränderte Körperhaltung wie ein aufgekrümmter Rücken. Bei Gelenkproblemen versucht der Hund den Schmerz durch eine Schonhaltung zu kompensieren. Humpeln, ein steifer Gang oder Taktfehler beim Gehen, wie das Schleifen mit den Füßen über den Boden? Ebenfalls klare Signale. Manchmal auch unregelmäßig abgelaufene Krallen oder eine Veränderung des Fells. Beobachten Sie Ihren Vierbeiner: Wann hat er sich das letzte Mal nach dem Aufstehen gestreckt oder sich geschüttelt? Genau das macht er, um selbst Verspannungen zu lösen. Funktioniert es nicht mehr, dann wissen wir, das auf jeden Fall Blockaden oder sogar tiefer sitzende Schmerzen vorhanden sind.

Triggerpunkte zeigen den Schmerzpunkt

Anhand der sogenannten Triggerpunkte kann jeder selbst lernen, bei seinem Hund die Schmerzpunkte aufzuspüren. Das sollten Halter aber unbedingt bei einem erfahrenen Physiotherapeuten unter fachlicher Anleitung erlernen. Als erstes prüft der anhand der Kiblerfalte, die über dem Rücken gerollt wird, ob Verspannungen vorliegen. Mit Daumen oder Zeigefinger werden recht uns links die Dornansätze ertastet un leicht dosiert auf die Facettengelenken daneben gedrückt.

Den Schmerz richtg erfühlen
©Suzanne Eichel

Ein weiterer Triggerpunkt ist das Schultergelenk. Um das zu erfühlen, bildet man mit beiden Händen eine Art Schaufel und lässt sie auf jeder Seite genau am Rand der Schultern, dort hineingleiten, wo sie eine Höhle bilden. Nun ebenfalls einmal links und rechts reindrücken. Mit zwei Fingern wird die Ellenbogenbeuge ertastet und dort in der gleichen Weise Druck ausgeübt. Gleiches gilt für die Kniekehle. Auf beiden Beinen den Punkt finden und abwechselnd puschen. Als Letztes ist die Hüfte an der Reihe. Hier geht man ähnlich vor wie beim Ertasten der vorderen Körperpartie.

Die richtige Therapie finden

Die Therapie mit dem Laser ist sehr wirksam
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Hat der Vierbeiner sich aufgrund der nicht behandelten Schmerzen eine Schonhaltung zugelegt, ist es wichtig diese sanft wieder zu beheben. Die richtige Therapie kann viel bewirken kann. Je eher wir erkennen, dass es unserem Tier nicht gut geht und etwas dagegen unternehmen, umso besser ist es. Wenn das Schmerzgedächtnis erst einmal aktiv ist, dann braucht es sehr viel Arbeit, um es wieder zu überschreiben. Der Hund muss außerdem wieder lernen, normal zu laufen und nicht zu humpeln. Und das bedeutet für Zwei- und Vierbeiner viel Geduld, ständiges Training sowie eine auf das Tier abgestimmte Therapie. Bei  Rücken- und Gelenkproblemen können neben der klassischen Physiotherapie Akupunktur, eine Laserbehandlung und eine medikamentöse Therapie eingesetzt werden. Während der Therapeutin nach und nach manuell die Funktion des Bewegungsapparates wieder herstellt, regt das Nadeln aus der Traditionellen Chinesischen Medizin den ins Stocken geratenen Energiefluss wieder an, kann Blockaden bekämpfen und die Selbstheilungskräfte aktivieren. Mit dem Laser wird der Stoffwechsel positiv beeinflusst, Muskelverspannungen gelockert und Schmerzen gelindert. Medikamente helfen, die Entzündung im Körper abzubauen.

Suzanne Eichel

 

 

 

 

 

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