Läufiges Weibchen, neuer Hund im Revier, und wann war der Konkurrent das letzte Mal im Park? Diese Nachrichten lesen Vierbeiner auf ihren Gassigängen und kommentieren sie wiederum. Markieren ist wichtig und muss sein!

Freilebende Tiere stecken mit dem Hinterlassen von Urin und Kot ihr Revier ab. Wölfe beispielsweise können diese Duftmarken über Tage hinweg wahrnehmen und wissen so genau, ob sie in fremdes Territorium eindringen und mit wem sie es zu tun haben. Bei unseren Hunden ist das Kennzeichnen eines Gebietes eher zweitrangig geworden, außer bei sehr selbstbewussten und dominanten Rüden. Das obligatorische Scharren nach dem Häufchenmachen indes ist dazu da, um die Witterung zu verteilen und damit den territorialen Anspruch zu unterstreichen.

Der olfaktorische Wettstreit

Betty McGuire und ihre Kollegen von der Cornell University in Ithaca, New York, untersuchten das Markierverhalten unterschiedlicher Rassen und Größen. Dabei beobachteten sie genau, in welchem Winkel und in welcher Höhe Rüden ihren Urin absetzten und stellten fest: Je höher das Bein angehoben wird, umso höher ist auch der Strahl. Eine lässige Angelegenheit für Doggen & Co., für die kleineren Hunde dagegen eine echte Herausforderung. Denn sie müssen sich natürlich anstrengen, um mit ihren größeren Artgenossen mitzuhalten. Die Disziplin lautet: Höher, schneller, größer. Im olfaktorischen Wettstreit bedeutet die Höhe der gesetzten Urinmarke: Stärke.

Genau das ist der Grund, warum manche Hunde beim Beinchenheben am Laternenpfahl akrobatische Leistungen erbringen oder zum Kotabsetzen gerne eine erhöhte Position einnehmen. Sie hinterlassen so zwei wichtige Botschaften an ihre urbanen Mitstreiter: Ich war da, und ich bin größer!

Position der Rute beeinflusst das Verhalten

Duftspuren zu setzen ist nicht nur ein Hobby der holden Männlichkeit, auch Hündinnen hinterlassen Botschaften. Gezielter jedoch und, mal ehrlich, auch dezenter als die Rüden. Ihre genetische Disposition sowie die Anzahl der männlichen Geschwister beeinflusst dabei ihr Markierverhalten. Die Kerle kennen hingegen keine Grenzen, müssen permanent und wahllos ihre urinalen Meinungen hinterlassen und ständig übermarkieren.

Unabhängig von Alter, Geschlecht, Rang oder dem Kastrationszustand scheint es so zu sein, dass die Stellung der Hunderute einen Einfluss auf das Markierverhalten hat – das zeigte eine Studie von Charles Snowdon an der University of Wisconsin. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Vierbeiner mit einer hohen Rutenposition öfter markieren als die mit einer niedrigeren Rutenstellung.

Duftmarken hinterlassen wichtige Botschaften

Hunde teilen durch das Markieren mit, welches Geschlecht sie haben, ob sie läufig oder kastriert sind und sogar ihren Gesundheitszustand. Bekannte erkennen sich an den Duftmarken. Ein Grund, warum ein Strauch oder Baum manchmal sehr ausgiebig beschnuppert wird.

Die im Urin enthaltenen Pheromone sind sozusagen die Schlagzeilen der Emotionen, und werden durch das Übermarkieren kommentiert. Dabei setzen die Vierbeiner die Menge kontrolliert ab, und Rüden haben für diese Situationen immer was in Reserve. Oft urinieren Hunde in einer Gruppe über ihre Markierungen, einer nach dem anderen. Das hat nichts mit Dominanzverhalten zu tun, sondern mit sozialer Interaktion und Zusammengehörigkeit.

Lassen wir unseren Partnern also die Zeit, ihre Zeitungsnachrichten am Wegesrand ausführlich zu lesen, auch wenn es einfach mal etwas länger dauern kann. Suzanne Eichel

 

 

 

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