Der Markt rund um Tierfutter wächst ständig. Ein fast undurchsichtiger Dschungel für Halter, die vor den Regalen der Discounter oder des Tierfachhandels, der Tiersupermärkte oder Hundeshops stehen und die Qual der Wahl haben. Eine Institution hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Verbraucher zu informieren. Doch wie funktioniert der Warentest, was wird unter die Lupe genommen und wie verlässlich sind die Informationen?

Der aktuelle Futtertest von Stiftung Warentest sorgt für Furore. Zu Recht fragen sich Frauchen und Herrchen: „Wie kann es sein, dass ein Billigprodukt besser abschneidet, als das einer renommierten Marke? Gehts da eigentlich mit rechten Dingen zu?“ Jein, lautet die Antwort ehrlicherweise. Natürlich testet die anerkannte Institution richtig, aber es kommt entscheidend darauf an, was und wie sie prüft.

Im aktuellen Test ging es um die Frage, ob die ausgewählten Alleinfuttermittel bedarfsgerecht sind. Dafür müssen die analytischen Bestandteile im Futter betrachtet werden. Auf jedem Produkt sind die Angaben für Rohprotein, Rohfaser, Rohfett und Rohasche aufgelistet. Sie sind zunächst einmal für die  Beurteilung von Kalorien und Portionsgrößen maßgeblich.

Bedeutung der analytischen Bestandteile im Futter

Rohprotein oder Protein gibt den Gesamtanteil an Protein im Futter an, ohne Unterscheidung zwischen tierischem oder pflanzlichem Eiweiß. Wie hochwertig dieses ist, lässt sich daraus nicht ableiten. Rohfett bezeichnet die Menge an Fetten beziehungsweise Ölen im Hundemenü. Wie viel davon tierischen oder pflanzlichen Ursprungs sind oder ob es sich dabei um essenzielle Fettsäuren handelt, ist damit nicht gesagt.  Rohfasern sind unverdauliche Pflanzenfasern. Dabei handelt es sich sowohl um die für eine gute Verdauung wichtigen Ballaststoffe, als auch um fermentierbare Fasern für eine gesunde Darmflora.

Rohasche bezeichnet die Summe der Mineralien im Futter, der Mineral- und Spurenelemente. Der Begriff Asche leitet sich daraus ab, dass das Futter für die Analyse verbrannt wird. Der Rückstand entspricht der enthaltenen Menge an Mineralien. Die Feuchte bezieht sich auf das im jeweiligen Produkt enthaltene Wasser. Um es haltbarer zu machen, wird Trockenfutter bei der Herstellung Wasser entzogen. Es enthält nur noch bis zu zehn Prozent. Der Feuchtigkeitsgehalt eines Nassfutters liegt wesentlicher höher.

Eine wichtige Rolle spielen auch die Antioxidantien, die das Futter haltbar machen sollen. Zu den natürlichen Zusatzstoffen zählen Vitamin C oder Vitamin E. Oft werden auch BHA (Butylhydroxyanisol) und BHT (Butylhydroxytoluol) verwendet. Beide Stoffe stehen allerdings in Verdacht, Allergien und Krebs auszulösen.

Warum die Tests fragwürdig sind

Auf der Verpackung findet der Verbraucher aber auch ernährungsphysiologische Zusatzstoffe. Das sind Vitamine und Mineralstoffe, die dem jeweiligen Produkt hinzugefügt worden sind. Denn bei der Herstellung von Nass- und Trockenfutter werden die natürlichen Nährstoffe der Zutaten wieder zerstört. Je nach Prozess mehr oder weniger. Die analytischen Bestandteile geben also Aufschluß darüber, ob die Nahrung dem Gewicht des Hundes entspechend, bedarfsgercht ist und als Alleinfuttermittel ausgewiesen werden darf.

Das heißt: Es kommt mal wieder nicht auf die Qualität der Rohstoffe an. Ob frisches Fleisch oder minderwertiges Tiermehl verarbeitet wurde, ob das Futter mehr natürliche oder synthetische Zusatzstoffe enthält, wurde bei den Tests nicht berücksichtigt. Dass Portionsangaben variieren, liegt unter anderem auch an der Lebenssituation und des Alters des Vierbeiners – auch das bleibt unberücksichtigt. Weder werden Inhaltsstoffe und Wirksamkeit der Ingredienzien, noch die Verträglichkeit des Futters und schon gar nicht die individuellen Ernährungsbedürfnisse des Hundes berücksichtigt.

So testet Stifung Warentest

Der Vorstand der Stiftung schlägt einem Beirat, bestehend aus Verbraucherschützern, Wirtschaftsvertretern und Sachverständigen, eine Liste mit Testvorhaben vor. Anregungen für die Auswahl stammen aus der eigenen Marktforschung, den Verbraucherberatungsstellen und Mitarbeitern der Stiftung. Das Kuratorium entscheidet, ob und was getestet werden soll. Die Planung und Durchführung bedarf eines längeren Zeitraumes, wodurch die Gefahr besteht, dass die getesteten Waren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits nicht mehr oder in einer anderen Qualität verkauft werden.

Das Kuratorium entscheidet, welche Kriterien geprüft werden sollen. Zuerst wird ein Prüfprogramm festgelegt, in dem die zu untersuchenden Eigenschaften der Produkte und der zu anwendenden Prüfmethoden bestimmt werden. Manche bestehende Prüfnormen werden übernommen, gilt dies nicht, nutzt die Stiftung eigene Methoden. Sie werden dem Fachbeirat, der aus Vertretern von Verbrauchern, Hersteller und Handel besteht, sowie den Herstellern der zu testenden Produkte vorgelegt. Dadurch sollen Mängel im Prüfprogramm verhindert werden. Der Vorstand der Stiftung beschließt das Programm und vergibt den Auftrag an ein externes, unabhängiges und fachkundiges Testinstitut.

Die Gutachten dauern zwischen ein und sechs Monaten. Die Ergebnisse werden von einem Prüfleiter der Stiftung ausgewertet und die Veröffentlichung mit den zuständigen Redakteuren beschlossen. Die wissenschaftlichen Tests bleiben eine geheime Rezeptur der Stiftung Warentest.

Unser Fazit: Viele Verbraucher sehen nur die Endnote. Bei dem aktuellen Futtertest wurden nur zwei Fragen gestellt: Stimmen die Angaben für ein Alleinfuttermittel und die Fütterungsempfehlung? Das allein lässt zwar Rückschlüsse auf die Deklarierung zu, aber eben nicht auf die Qualität der feuchten Nahrung. Hier gibt es durchaus eklatante Unterschiede beispielweise in der Wahl der Rohstoffe. Bei einer kritischen Betrachtung fließen genau diese Aspekte in eine Beurteilung mit ein. Eine billige Discountermarke ist nicht deswegen so günstig, weil sie so gut ist, sondern weil an einem anderen Ende gespart wird. Suzanne Eichel

 

 

Vorheriger ArtikelBrut- und Setzzeit – Strafen für leinenlose Hunde
Nächster ArtikelGrüner Feuerlöscher für den Hund