Sie wollen Führung ohne Kompromisse, sagt Udo Hüttner von der Hundeschule Frankentanne. Er ist ein Mann der klaren Worte zu den Themen Hundesprache, Rudelordnung und Erziehung. Wer ihn treffen will, muss in den Wald fahren – aus gutem Grund.
Hundetraining durch Drill und tolerierte Gewalt, chaotische Welpengruppen, Konditionierung
per Leckerli sowie der typische moderne „kynologische Besserwisser“ gehen dem Oberfranken so richtig auf den Nerv. Zumindest dann, wenn all dies orientierungslose oder aggressive Hunde hinterlässt, die keinen Schimmer mehr haben, was die Menschen
eigentlich von ihnen wollen. Diese Felle landen, wenn sie Glück haben, bei Udo Hüttner. Er selbst nennt sich Hundeabrichter, ein Begriff aus der Jägersprache. Auch sonst benutzt er Wörter, die nichts mit dem heute angesagten „kynologischen Shangri-La“, wie er es betitelt,
zu tun haben. Das klingt erst einmal etwas schroff, aber wer den Mann kennenlernt, merkt schnell, dass hinter der rauen Fassade ein echter Hundekenner steckt. Und das Beste ist: Die Vierbeiner verstehen ihn sofort.
Der Hund gehorcht nur seinem Instinkt
Zu Hüttner kommen Menschen, die eigentlich alles richtig machen wollten. Sie besuchen beispielsweise eine Welpengruppe. Doch schon hier können erste Fehler passieren: „Die Hunde werden in den meisten Fällen nur auf ihresgleichen sozialisiert und, unerfahren wie sie sind, in der Gruppe plötzlich mit Situationen konfrontiert, die ihnen Angst machen und sie überfordern. Die Besitzer dürfen aber nicht eingreifen, da die Tiere ja alles alleine untereinander regeln sollen. Das ist total falsch!“ Deswegen fängt der Trainer bei einem ersten Kennenlernen oft von ganz vorne wieder an, wohlwissend, dass viele Tiere die Opfer menschlicher Fehleinschätzung der hundlichen Psyche werden. „Wenn ich meine Kunden kennenlerne, muss ich ihnen zunächst erklären, dass ihr Hund kein Kumpel auf vier Pfoten ist. Er ist ein Tier mit Instinkt und nur nach diesem orientiert er sich.“
Kommt der Vierbeiner in ein neues Zuhause, ist das für ihn wie ein Rudel. In dem gibt es zwei Rollenmodelle: den Chef oder das Rudelmitglied. „Chef kann aber nur einer sein. Darüber wird nicht diskutiert. Hunde sind keine Demokraten, sie wollen geführt werden“, so Hüttner. Lernt Bello nicht, seine Menschen als Oberhaupt anzuerkennen, wird er alles tun, um ihre Führungsbemühungen zu boykottieren und sie immer wieder infrage zu stellen.
Bewegung und Konflikt
Im Vorgespräch erzählen die Besitzer von den Problemen ihres Hundes und ihren Wünschen. Um bei dem Treffen den Vierbeiner analysieren zu können, braucht der Profi Ruhe, und auch das Tier sollte möglichst durch nichts abgelenkt werden. Aus diesem Grund wählt er
für das Training die Abgeschiedenheit und Stille im Grünen. Dann macht er sich selbst ein Bild davon, wie sein vierbeiniger Kunde tickt. Mit der Stimme baut sie so einen Spannungsbogen auf, möchte, dass seine tierischen Klienten mit Spaß und ganzer Aufmerksamkeit bei der Sache sind.
„Gewinne, ohne zu kämpfen.“
Es kommt aber nicht nur darauf an, ob der Vierbeiner eine Übung ausführt. Entscheidend ist, ob er das Prinzip verinnerlicht hat und bereit ist, sich dem Willen seines Menschen zu unterwerfen. Gehorcht er und tut etwas, was er in dem Moment gar nicht will, einfach weil sein Halter es anordnet? Lässt er etwas liegen, was gerade seine Aufmerksamkeit erregt hat? Hunde können nun mal nicht logisch denken, wohl aber verstehen, wenn jemand einen Plan hat und diesen für sie umsetzt.
Erziehung versus Tierschutz
Zahlreiche Schnauzen reagieren stattdessen frei nach dem Motto: Natürlich kann ich „Sitz“ machen, aber was geht dich das an? Ein klassisches Verhalten, welches Hüttner unter anderem auf Methoden wie Konditionierung durch Nahrung zurückführt. Das ist ein
Thema, bei dem er sich so richtig in Rage reden kann. Wenn der Hund gegen Bestechung arbeiten muss, findet keine Unterordnung statt und dementsprechend auch keine Leistung. Futter ist kein Erziehungsmittel, sondern eine Grundversorgung.
„Das ganze Denken und Sein dreht sich dann nur noch um die Erlangung ausreichender Futtermengen für den Lebenserhalt“, erklärt Hüttner und findet dies nicht nur inakzeptabel, sondern sogar tierschutzrelevant. Es sind klare Worte, wenn er sagt: „Wer nicht versteht, was der Hund wirklich braucht, macht ihn zwangsläufig zu einem ignoranten Deppen. Und das hat der angeblich beste Freund doch wirklich nicht verdient.“
Keine Angst vor Fehlern
Es geht also um Klarheit, Sicherheit, Verständnis und Regeln. All das funktioniert nicht sofort, aber mit Übung immer besser. Fehler im Training dürfen passieren, die nehmen die Tiere nicht krumm – Hauptsache, der Plan stimmt. Das ist es, was Udo Hüttner erreichen möchte. Wenn der Vierbeiner aus jeder Situation abgerufen werden kann und gerne folgt, dann weiß er: Der
Teufelskreis des Unverständnisses ist gebrochenDer Hundeexperte aus Oberfranken hat ein Buch darüber geschrieben. Die Idee „Der mit dem Wolf Fuß geht“ kam von einer Kundin. Er selbst ist bescheiden, eigentlich wollte er nie Trainer oder Buchautor werden, ge
steht er mir.
Regeln für ein erfolgreiches Training!
• Der Hund braucht ausreichend körperliche Bewegung, geistige Auslastung und eine klare Führung. Einseitig körperliche Überlastung verstärkt die Probleme.
• Der Mensch muss dem Hund gegenüber die Chefposition einnehmen und ihm einen Platz im Rudel zuweisen.
• Unerwünschtes Verhalten gilt es abzubrechen, erwünschtes dagegen zu bestätigen.
• Ein einmal gegebenes Hörzeichen muss konsequent eingefordert werden.
• Der Mensch muss die Körpersprache des Hundes zuverlässig deuten können.
• Wichtig ist es, mit Geduld zu üben, den Vierbeiner nicht zu überfordern und Hörzeichen ruhig
wiederholen.
• Loben Sie Ihren Hund!
Suzanne Eichel