Eine Studie aus Japan will beweisen, dass Hunde weinen können. Allerdings fließen ihre Tränen eher aus gesundheitlichen Gründen und weniger aufgrund von Gefühlen. Wenn aber ein geliebter Mensch oder Artgenosse stirbt, empfinden sie den Verlust stark und zeigen dies auch.
Im Film „Hachiko – Eine wunderbare Freundschaft“ trauert ein Hund herzzerreißend um sein
Herrchen, gespielt von Richard Gere. Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit.
Akita Hachi und Universitätsprofessor Hidesaburo Ueno wohnten in den 1920er-Jahren in einem Ort in der Nähe von Tokio. Jeden Morgen liefen Herrchen und Hund gemeinsam zum Bahnhof. Der Halter fuhr mit dem Zug zu seiner Arbeitsstelle, sein Vierbeiner erwartete
ihn am Abend an gleicher Stelle wieder. Eines Tages erlitt Ueno während einer Vorlesung eine Hirnblutung und kam nicht mehr nach Hause.
Doch Hachi ließ sich nicht beirren und von niemandem davon abhalten, weiterhin auf die Ankunft seines geliebten Menschen zu warten. Zehn Jahre lang, bis zu seinem Tod. Die Menschen vor Ort gaben ihm Wasser, Futter und, wenn es kalt wurde, wärmende Decken. Noch zu seinen Lebzeiten wurde er für seine Treue berühmt und ihm zu Ehren ein Denkmal am Bahnhof von Shibuya errichtet.
Der Mensch beeinflusst tierische Gefühle
Trauerreaktionen können wir in der ganzen Tierwelt beobachten. Gorillas tragen ihre toten Verwandten noch eine Weile mit sich herum, Elefanten halten Totenwache, Wale umkreisen die Verstorbenen. Auch unsere Hunde können den Verlust ihres Halters oder tierischen Lebensgefährten betrauern. Wie genau, das wollte Dr. Federica Pirrone von der Universität Mailand wissen und befragte dazu online 426 italienische Tierbesitzer.
Über 80 Prozent gaben an, dass die Vierbeiner ihr Verhalten nach dem Tod eines innerartlichen Partners verändert hatten. Sie suchten mehr Zuwendung oder waren lustloser. Doch lassen sich anhand eines Fragebogens wirklich Rückschlüsse auf das Trauerverhalten der Hunde ziehen? Dr. Juliane Bräuer vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte glaubt, dass vieles durch die emotionale Bindung der Besitzer interpretiert wird, die selbst trauerten und niemals unvoreingenommen gegenüber ihrem Tier seien. So könne die Studie eben keine hundertprozentigen Ergebnisse liefern.
Der Mensch hat stets einen großen Einfluss auf seinen besten Freund. Hunde orientieren sich an unseren Stimmungen und nehmen sie auf. Sie beobachten uns ständig, selbst wenn wir es gar nicht mitbekommen. Jede kleine Mimik, Gestik oder Veränderung im Geruch nehmen sie wahr und reagieren darauf. Einige Verhaltensweisen lassen sich nach Dr. Bräuer also durch
„emotionale Ansteckung“ erklären.
Treue bis über den Tod hinaus
Dennoch ist längst bewiesen: Der Hund ist ein soziales Wesen und in der Lage, eine starke soziale Bindung zu seinen Artgenossen sowie zu seinen Menschen aufzubauen. Hachi lieferte den besten Beweis dafür. Werden Schnauzen nach langen Beziehungen von ihrem Halter
getrennt, leiden sie ganz offensichtlich unter dem Verlust des geliebten Partners oder des bisherigen familiären Umfelds, wie Katja Krauß und Gabi Maue in ihrem Buch „Emotionen bei Hunden sehen lernen“ beschreiben.Die beiden arbeiten als Tellington-TTouch-Lehrerinnen, eine Methode, die über achtsame Berührungen die Bindung zwischen Tier und Halter stärkt. Gerade ältere Felle resignieren, andere wirken gealtert, teilnahmslos, verweigern ihr Futter und schalten geradezu ab.
Je tiefer die Bindung zwischen Zwei- und Vierbeiner, umso mehr leiden die Fellnasen bei einer Trennung. Ein neuer Halter oder Gefährte bekommt das oft zu spüren und muss sich das Vertrauen erst einmal erarbeiten. Wie lange der Prozess dauert, hängt vom spezifischen Charakter des Hundes ab. Dazu gibt es keine pauschalen Aussagen.
Können Hunde weinen?
Die neue Studie von Takefumi Kikusui und seinem Team der Azabu University in Japan will aktuell beweisen, dass unsere Vierbeiner wirklich weinen können. Nur vor Freude wohlgemerkt. „Wir haben festgestellt, dass Hunde Tränen vergießen, die mit positiven Emotionen verbunden sind“, berichtet der Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Current Biology“.
Verantwortlich dafür ist das Kuschelhormon Oxytocin, das allerdings auch im Zusammenhang mit anderen Körpervorgängen ausgelöst wird, beispielsweise beim Stillen der Welpen. Feuchte Augen aufgrund von Verlusten? Das dann doch nicht. Vielmehr könnten eher gesundheitliche Probleme wie eine Entzündung, verstopfte Tränenkanäle oder eine Allergie zugrunde liegen.
Wenn eine wunderbare Freundschaft zu Ende geht, trauert eben jeder auf seine Weise, ob mit oder ohne Tränen. Viel wichtiger wäre doch zu wissen, ob die Zeit wirklich alle Wunden heilt, denn dann wäre manch Abschied vielleicht etwas weniger schwer. Suzanne Eichel