Sie ist ein komplexes Organ mit zahlreichen Funktionen für den Organismus des Hundes. Wenn sie schlappmacht, ist allerdings Alarmstufe Rot angesagt. Die Auslöser sind meist physischer Natur, aber ähnlich wie uns Menschen kann auch einem Vierbeiner die berüchtigte Laus über die Leber laufen.
Die Leber ist ein wahrer Tausendsassa. Zu ihren Hauptaufgaben gehört die Entgiftung des Körpers, sie filtert und reinigt das Blut. Außerdem fungiert sie bei den wichtigsten Stoffwechselvorgängen im Organismus als Schaltstelle und Depot. Sie entzieht dem Blut Fette und lagert es in ihren Zellen, den sogenannten Hepatozyten, ein. Sie speichert Energie und stellt sie bei Bedarf wieder zur Verfügung.
Geschützt durch die Rippen sitzt das Organ im vorderen Bauchbereich des Hundes und besteht aus vielen kleinen, aus Leberzellen aufgebauten Läppchen, die wiederum größere Lappen formen. Dazwischen verlaufen zahlreiche Gefäße, in denen Blut und Gallenflüssigkeit
fließen. Über die Pfortader gelangen Nährstoffe, Medikamente sowie Gifte in das Organ – eben alles, was der Vierbeiner aufgenommen hat. Diese Stoffe werden nun verstoffwechselt oder aber über die Gallenflüssigkeit, die ebenfalls in der Leber produziert wird, wieder ausgeschieden.
Die zentrale Rolle der Leber
Bei allen Stoffwechselprozessen ist die Leber beteiligt. Wie zum Beispiel bei der Verarbeitung von Zucker. Die Bauchspeicheldrüse stellt Insulin her, um die Leber zu veranlassen, einen Überschuss davon als Glykogen zu speichern. Muss der Körper hingegen Leistung bringen und benötigt Energie, bildet sie das Hormon Glucagon, um den Zucker wieder freizusetzen. Auch der Proteinstoffwechsel ist auf die Leber angewiesen. Beim Abbau der Eiweiße im Körper entsteht giftiges Ammoniak, das von ihr in Harnstoff umgewandelt und über den Urin ausgeschieden wird. Zu guter Letzt stellt sie mithilfe von Vitamin K auch noch die Blutgerinnung sicher.
Leberentzündungen am häufigsten
Die häufigste Erkrankung des Organs ist die Leberentzündung. Die Hepatitis kann durch Viren, Pilze und Bakterien, durch eine dauerhafte Einnahme von Medikamenten oder Kontakt mit Chemikalien verursacht werden. Besonders gefährlich ist die durch das canine Adenovirus 1 hervorgerufene Hepatitis contagiosa canis (HCC). Die Impfung dagegen ist aus gutem Grund
Pflicht. Der Erreger ist weltweit verbreitet und hochgradig ansteckend.
Nach Kontakt mit einem infizierten Artgenossen zeigt der Vierbeiner je nach Verlauf nach wenigen Tagen erste Symptome wie Fieber, Erbrechen, Durchfall. Später kommen Augenentzündungen oder blau gefärbte Augen, Blutungen oder geschwollene Lymphknoten hinzu. Eine direkte Behandlung ist nicht möglich. Der Tierarzt wird den tierischen Patienten miteiner Kombination aus immunstärkenden Verfahren, Antibiotikagabe und Nährstoffinfusionen unterstützen.
Zu spät erkannt und wenn bereits andere Organe in Mitleidenschaft gezogen sind, führt die Krankheit fast unweigerlich zum Tod. Insbesondere junge und noch ungeimpfte Hunde sind gefährdet. Tückisch ist, dass Tiere mit einem chronischen und bis dato unerkannten Verlauf ebenfalls Überträger sein können. Daher ist eine Impfung stets eine sinnvolle Prophylaxe.
Diagnose oft unklar
Ein Leberleiden lässt sich nicht immer klar diagnostizieren und wird häufig erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt. Durchfall, Erbrechen, Trägheit, Gewichtsabnahme,
Appetitlosigkeit, vermehrtes Trinken oder ständiger Harndrang – allzu oft sind die Symptome unspezifisch oder deuten auf andere Erkrankungen hin. Bei einer dauerhaften Funktionsstörung jedoch färben sich die Schleimhäute gelb, der Hund hat Krämpfe, Muskelzucken oder einen aufgeschwemmten Bauch.
Wenn die Leber versagt
Kann die Leber ihre eigentliche Funktion nicht aufrechterhalten, kommt es zu komplexen Stoffwechselstörungen im ganzen Körper. Ältere Hunde haben ein erhöhtes Risiko, Lebertumoren zu entwickeln, die gutartig oder bösartig sein können. Häufig sind sie Folge
eines Lymphoms, das schon Metastasen gebildet hat. Eine Chemotherapie ist dann unumgänglich.
Falsch verstandene Liebe in From von zu vielen ungesunden Leckereien führt zu Adipositas und unter anderem zu einer Fettleber. Abhängig vom Albumin-, Harnstoff- und Ammoniakgehalt im Blut ist eine speziell abgestimmte Kost notwendig. Je nach Symptomatik sollte der Proteingehalt entsprechend reduziert werden und das Futter aus wenigen hoch verdaulichen Eiweißen und einem moderaten Rohfaseranteil bestehen, aber kein Bindegewebe und nur wenig Ei enthalten. Zusätze wie Mariendistel oder Kurkuma sind dagegen förderlich.
Organ mit guten Heilungschancen
Selbst nach schweren Erkrankungen und einer umfassenden Behandlung über einen längeren Zeitraum hinweg zeigt die Leber ihre ausgezeichnete Regenerationsfähigkeit von über 80 Prozent. Mit einer jährlichen Blutuntersuchung lassen sich biochemische Veränderungen
schnell erkennen. Ein Röntgenbild gibt Aufschluss über Größe, Form und Ausdehnung des Organs. Anhand eines Ultraschalls sind Veränderungen der Gewebedichte, Zysten, Tumoren, Gallenstau und -steine nachweisbar. Zusätzlich ordnet der Veterinär eine Biopsie für einen pathologischen Befund an. Die Dunkelfeldmikroskopie ist ebenfalls eine sehr gute diagnostische Möglichkeit.
Jeder kennt den Spruch „Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen?“, wenn plötzlich jemand sehr empfindlich reagiert. Manchmal reicht eben ein winziger Reiz aus, der die Lebersäfte zum Überlaufen bringt und zu Stimmungsschwankungen führt. Davor sind auch unsere Hunde nicht gefeit. Sie nehmen als unsere Seelengefährten viele unserer Emotionen wahr und fühlen weitaus mehr, als wir ahnen. Dies, vermehrter Stress und körperliche Überanstrengung können dann selbst für die „Stoffwechselpolizei des Körpers“ zu viel sein. Darum ist es gerade bei diesem Organ so wichtig, das Schulmedizin und Naturheilkunde Hand in Hand gehen. Suzanne Eichel