Rosa wälzt sich am liebsten auf dem Teppich, Freund Blue in einer Sandkuhle, und der kleine Terrier Jules liebt stinkendes Aas im Nacken. Warum müssen sich Hunde eigentlich ständig auf den Boden werfen und suhlen? Sollten wir sie gewähren lassen oder einschreiten?
Es gibt für das seltsame Verhalten gleich mehrere Erklärungen. Die Theorien dazu sind
ebenso interessant wie verschieden. Eines allerdings scheint sicher: Es liegt in den Genen. Pat
Goodmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin des Wolf Parks in Indiana, untersuchte das Phänomen des Wälzens jahrelang. Sie beobachtete immer wieder, wie ein Wolf, der auf einen neuartigen Geruch traf, zuerst daran schnüffelte und sich anschließend darauf herumrollte. Dabei nahm sein Körper den Duft auf. Bei seiner Rückkehr begrüßte
ihn das Rudel und schnupperte gründlich. Eine oder sogar mehrere graue Schnauzen nahmen die Fährte auf und folgten dem Geruch bis zu seinem Ursprung. Goodmanns Schlussfolgerung: „Duftrollen ist eine Möglichkeit für Wölfe, Informationen an das Rudel
weiterzugeben.“ Zum Beispiel der Hinweis, wo ein Tierkadaver liegt, an dem sich alle sattfressen können.
Wälzen dient zur Kommunikation
Hunde fläzen sich aber auch gerne und ausgiebig im Gras, um dort Duftmarkierungen zu setzen. In der Nähe ihrer Wirbelsäule sitzen bestimmte Duftdrüsen, die den Körpergeruch des Vierbeiners prägen. Diese beim Wälzen abgegebenen Pheromone dienen als chemische Botenstoffe für den innerartlichen Austausch zwischen den Tieren und werden bereits in geringsten Mengen von Artgenossen wahrgenommen. Auf diese Weise können sie anderen Schnauzen Informationen über ihr Territorium, ihren Fortpflanzungsstatus und sogar ihre Stimmung vermitteln.
Nur Tarnung oder auch Körperhygiene?
Für manche Hunde scheint es eine wahre Passion zu sein, sich in ekligen Dingen wie Aas zu suhlen. Eine Strapaze für unseren Geruchssinn, aber für Jagdhunde ist diese Technik sehr effizient. Sie übertünchen damit ihren eigenen Körpergeruch und können sich so unbemerkt an die Beute heranschleichen. Zwar braucht sich der Haus- und Familienhund an und für sich nicht mehr zu tarnen, aber der Instinkt ist noch vorhanden und Schimpfen nützt da gar
nichts. Wer nicht möchte, dass sich Fiffi auf übel riechende Dinge wirft, sollte ihn gut beobachten und rechtzeitig mit einem Befehl daran hindern.
Manchmal pflegen unsere Vierbeiner pflegen ihren Körper, indem sie ihr Fell im Gras reiben. Das Grün wirkt dabei wie eine natürliche Bürste, es zieht lose Haare und Verunreinigungen heraus. Außerdem entfernt es Dreck, Staub oder Insekten aus ihrem Haar. Bei heißen Temperaturen dient ein Bad im Schlamm dazu, einen Sonnenbrand zu verhindern. Der Schmutz bildet eine Schutzschicht, die wie eine Sonnencreme wirkt. Dieses Verhalten wurde bei Straßenhunden beobachtet.
Juckreiz ist übrigens einer der häufigsten Gründe für genussvolles Rotieren auf dem Boden, denn es gibt Stellen, da kann sich der Vierbeiner einfach nicht kratzen. Gras und Sand wirken dann wie eine natürliche Massage und lindern die Symptome. Aber Achtung: Übermäßiges Wälzen kann auch an einer Entzündung oder Hautkrankheit liegen. Das sollte unbedingt
gecheckt werden.
Wälzen baut Stress ab oder ist einfach lustvoll
Fühlt Bello sich unwohl, verängstigt und unverstanden, versucht er, aus der Situation herauszukommen. Er sendet Signale wie Lecken über den Fang, Kopfabwenden, weit aufgerissene Augen bis hin zum Zähnefletschen und sogar Beißen. Eine dieser verzweifelten
Handlungen kann das Wälzen sein, um von sich abzulenken oder die Situation selbst besser auszuhalten.
Neben den vielen praktischen Gründen gibt es außerdem eine emotionale Komponente. Nach dem Fressen, bei schönem Wetter oder nach einem langen Spaziergang aalen sich Hunde gerne auf dem Sofa, in ihrem Körbchen oder auf dem Teppich. Sie recken und strecken sich dabei genüsslich. Ein Zeichen totaler Entspannung. Schon Welpen halten ihren Bauch der Mutter entgegen. Beim Ablecken massiert sie ihn mit der Zunge und regt so die Verdauung an. Manche Schnauzen werfen sich beim Wiedersehen mit Frauchen oder Herrchen auf den Rücken und lieben es, dann an Brust und Bauch gekrault zu werden. Schließen sie dazu noch die Augen, fühlen sie sich wohl gerade im siebten Himmel.
Fazit: Wälzen bleibt ein faszinierendes Verhaltensphänomen, das weitere Forschung erfordert, um es vollständig zu verstehen. Ob sich die Vierbeiner nun im Gras, auf dem Teppich oder im Schlamm räkeln – für sie ist es ein wichtiges Mittel der Kommunikation und trägt zu ihrem Wohlbefinden bei. Die Bewegung hält übrigens ihre Wirbelsäule schön geschmeidig und so lange sie dabei entspannt sind, gibt es keinen Grund, sie an ihrem genüsslichen Tun zu hindern. Jana Krone